Sergio Raonic Lukovic – Intendant des Mittelsächsischen Theaters – im Interview mit und ohne Worte
Wie fühlte sich Ihr erster Tag als Intendant an?
Auf wieviel Stunden Schlaf kommen Sie pro Nacht?
Mögen Sie lieber Wein oder Bier?
Können Sie tanzen?
Mögen Sie Tiere?
Wie finden Sie die Skulptur der Caroline Neuber vor dem Theater?
Das Gefühl nach einer Premiere?
Mögen Sie Freiberger Eierschecke?
Wie schauen Sie in die Zukunft?
Am 15. März 2025 Jahres wird das Rock-Musical „Dracula“ seine Premiere in der Freiberger Nikolaikirche feiern. Frei nach dem Klassiker der Weltliteratur von Bram Stoker wird darin zwischen Leben und Tod, zwischen Tag und Nacht, Biederkeit und Verlangen die Macht der Liebe verhandelt. Mit anderen Worten: Großes Theater! Ein englischer Anwalt reist samt Foto seiner Verlobten Mina zu Graf Dracula, der Immobilien zu erwerben gedenkt. Der König der Vampire verliebt sich in Mina und die Geschichte nimmt Fahrt auf.
Doch ehe es soweit ist, gibt es ein eng getaktetes Geflecht aus Spiel- und Probenplänen, Budget- und Personalentscheidungen. Aktuell werden für den Musical-Projekt-Chor „Dracula“ um die zehn singfreudige Musicalfans zwischen 16 und 25 Jahren gesucht. Am 21. Oktober 24 findet dafür im Theater ein Vorsingen statt.
Die Entscheidung für das Stück hat viel mit dem Konzept des Intendanten, Sergio Raonic Lukovic zu tun. Er möchte ein Haus für jung und alt. Theater soll ein Ort der Begegnung und des Miteinanders sein. Egal woher einer kommt und wohin er geht – im Zuschauerraum lachen und schluchzen alle gemeinsam. Ob jemand ein Premierenabo hält oder nur zufällig eine Karte geschenkt bekam, ob Abendkleid oder Turnschuh, mit klarer politischer Meinung oder am Weltgeschehen nicht besonders interessiert – all das spielt keine Rolle, sobald sich der Vorhang öffnet.
Das Publikum kennt Sergio Raonic Lukovic schon länger als Opernsänger und Regisseur. Und natürlich als Schauspieler – wie auch die Fotogalerie großartig beweist. Und weil der Theaterchef nicht nur Künstlerisches, sondern auch Finanzielles im Blick behalten muss, studiert das Multitalent berufsbegleitend „Strategische Unternehmensführung“ am Institut für Mittelstandskooperation der Hochschule Mittweida. Vertrauen durch Kompetenz. Bilanzen lesen zu können, hilft auf der Suche nach Erfolgskonzepten. Jedenfalls bleibt nicht allzuviel Zeit für Sport oder Schlaf. Mit sechs bis sieben Stunden Nachtruhe kommt er aus und ist trotzdem hellwach. In einem Gespräch über die Zukunft des Theaters, die neuen Musicalproduktionen und die Rolle des Fördervereins denkt er immer wieder neu die großen Linien zusammen. Welche gesellschaftliche Bedeutung hat heute das Theater? Wie findet man einen Weg zwischen öffentlich subventioniertem Auftrag und Unterhaltung? Für Raonic Lukovic scheint der Schlüssel tatsächlich im Miteinander, in der Zusammenarbeit zu liegen. Stadtchor und Domchöre, Erstregiearbeiten von Schauspielern oder Gastschauspieler gehören zum Zauberhut, aus dem Kunst immer wieder neu entspringt und dabei auch noch den gesteckten finanziellen Rahmen einhält.
Kleine Extras über das Budget hinaus übernimmt dankenswerter Weise der Theater-Förderverein. Die Freiberger Theaterfans agieren unterstützend im Hintergrund. Neben der Freude, Kultur in der Stadt mitzugestalten, gibt’s für Mitglieder einige besondere Schmankerl: Sie erfahren als erste, was in der neuen Spielzeit auf die Bühne kommt und sind bei Premierenfeiern ganz nah an den Künstlern. Näheres auf theaterverein-freiberg.de. Neue Mitglieder sind ebenso erwünscht wie gelegentliche Spenden, denn der Verein beteiligt sich an den Künstlergagen der Kammermusik oder finanziert eben auch Projektchöre wie den jugendlichen Laienchor in „Dracula“.
Die seltenen Momente, in denen es sich bei Sergio Raonic Lukovic mal nicht ums Theater dreht, verbringt er im Fitnessstudio, beim Boxen oder im Tharandter Wald. Letzterer bietet Meditation, Bewegung für seine Vierbeiner und mit etwas Glück Steinpilze. Und wenn für den Waldspaziergang die Zeit fehlt, gibt’s immer donnerstags den Markttag am Rathaus. Dort findet der Theaterintendant nicht nur frische Pilze sondern auch Kritik, Zuspruch und Anregungen vom Freiberger Publikum. Und ja, Ansprechen ist ausdrücklich erwünscht. Denn letztlich entscheiden die Zuschauer, ob sie das Theater mit Leben füllen oder blutleer zurücklassen. Dracula in echt. Alle Fotos: Elke Hussel