Die Maus an der Bronzefigur der Kurfürstin hält ihr Weihnachtsgeschenk schon in ihren Pfoten. Bild: Elke Hussel

Wer noch nicht weiß, was er seinen Liebsten zu Weihnachten schenken soll, holt sich am besten Inspiration bei einem winterlichen Spaziergang entlang des Freiberger Silberweges. Zwischen funkelndem Raureif und metallenen Skulpturen begegnet man dort nicht nur Bergleuten, Gelehrten und Künstlern, sondern auch einer Frau, die schon im 16. Jahrhundert wusste, wie man Schenken mit Sinn verbindet: Kurfürstin Anna von Sachsen.

Es war Weihnachten des Jahres 1572, als Anna dem Leipziger Kaufmann und Bürgermeister Hieronymus Rausch für eigens gefertigte „kindische Dinge“ dankte – Geschenke für ihre drei Kinder mit dem Prädikat „pädagogisch wertvoll“. Der Transport kam per zweispänniger Mietkutsche nach Torgau; die Rechnung belief sich auf 166 Gulden, 15 Groschen und 7 Pfennig – eine Summe, die mehreren Jahresgehältern eines Handwerkers entsprach. Ins Heute umgerechnet, war es eine sechsstellige Bescherung.

Doch Anna, die man später ehrfürchtig „Mutter Anna“ nannte, dachte nicht in Gold, sondern in Sinn und Bestand. Für ihre Töchter Dorothea (10) und Anna (5) ließ sie eine Spiel-Haushaltung im Palastformat anfertigen: winzige Möbel, Koch- und Bratgeräte, Geschirr in Hülle und Fülle (71 Schüsseln, 36 Bratenteller, 106 Teller), Spanschachteln, Tierfiguren, Schreibzeug, Konfekt – und zwei samtene Gebetbücher. Der Kurprinz Christian (12) bekam eine geschnitzte Jagdgesellschaft aus Holz: zehn Pferde, sieben Reiter, sechs Jäger, 22 Hunde, dazu Wildtiere. Kein Luxusspielzeug, sondern eine kleine Welt, die Ordnung, Tugend und Hofleben einübte.

Nicht Kurfürst August, sondern Anna organisierte diese Bescherung – bis ins Detail.

Sie war bekannt für ihre strenge Haushaltsführung, ihre durchdachte Kindererziehung und einen Ordnungssinn, der selbst Hofbeamte in Ehrfurcht versetzte. Mit sicherem Blick für Zahlen, Vorräte und Verträge führte sie die kurfürstlichen Güter wie einen Wirtschaftsbetrieb. Zugleich förderte sie Handwerk und Handel, gründete Spinn- und Webereien, ließ Stoffe, Glas und Arzneien fertigen und gilt als Wegbereiterin sächsischer Gewerbekultur. Eine Landesmutter – praktisch, sparsam, weitsichtig. Und so war auch das Schenken bei ihr ein Akt der Verantwortung: nützlich und erzieherisch. In ihrem erhaltenen Dankbrief, der in den Kopialbüchern der kurfürstlichen Kanzlei überliefert ist, lobt sie Rausch, „dass alles nach unserm gutten gefallen zugerichtet wesen“.

Diese Anekdote lässt erahnen, wie sehr Anna das Leben im Kleinen als Spiegel der großen Ordnung verstand. Während in den Torgauer Schlossgemächern der Schnee vom Dach tropfte und die Diener die Kamine schürten, bereitete sie nicht bloß ein Fest vor, sondern eine Lektion: dass Wohlstand Verpflichtung ist.

Wer heute durch Freiberg spaziert, dem begegnet Anna als Skulptur auf dem Silberweg. Ihre Figur erinnert daran, dass Schenken mehr bedeutet als Kaufen: Es ist ein Ausdruck von Haltung, Zuwendung und Weitblick. Was wir heute aus dieser Tradition des Schenkens lernen können? Wir denken darüber nach, was wir unseren Liebsten wünschen. Und wählen ein Geschenk, welches diesem Wunsch Leben einhaucht.

Manchmal ist das Schönste, was man schenken kann, eine Geschichte.

Wer noch nicht weiß, was er seinen Liebsten zu Weihnachten schenken soll, holt sich am besten Inspiration bei einem winterlichen Spaziergang entlang des Freiberger Silberweges. Zwischen funkelndem Raureif und metallenen Skulpturen begegnet man dort nicht nur Bergleuten, Gelehrten und Künstlern, sondern auch einer Frau, die schon im 16. Jahrhundert wusste, wie man Schenken mit Sinn verbindet: Kurfürstin Anna von Sachsen.<br />
Es war Weihnachten des Jahres 1572, als Anna dem Leipziger Kaufmann und Bürgermeister Hieronymus Rausch für eigens gefertigte „kindische Dinge“ dankte – Geschenke für ihre drei Kinder mit dem Prädikat „pädagogisch wertvoll“. Der Transport kam per zweispänniger Mietkutsche nach Torgau; die Rechnung belief sich auf 166 Gulden, 15 Groschen und 7 Pfennig – eine Summe, die mehreren Jahresgehältern eines Handwerkers entsprach. Ins Heute umgerechnet, war es eine sechsstellige Bescherung.</p>
<p>Doch Anna, die man später ehrfürchtig „Mutter Anna“ nannte, dachte nicht in Gold, sondern in Sinn und Bestand. Für ihre Töchter Dorothea (10) und Anna (5) ließ sie eine Spiel-Haushaltung im Palastformat anfertigen: winzige Möbel, Koch- und Bratgeräte, Geschirr in Hülle und Fülle (71 Schüsseln, 36 Bratenteller, 106 Teller), Spanschachteln, Tierfiguren, Schreibzeug, Konfekt – und zwei samtene Gebetbücher. Der Kurprinz Christian (12) bekam eine geschnitzte Jagdgesellschaft aus Holz: zehn Pferde, sieben Reiter, sechs Jäger, 22 Hunde, dazu Wildtiere. Kein Luxusspielzeug, sondern eine kleine Welt, die Ordnung, Tugend und Hofleben einübte.</p>
<p>Nicht Kurfürst August, sondern Anna organisierte diese Bescherung – bis ins Detail.<br />
Sie war bekannt für ihre strenge Haushaltsführung, ihre durchdachte Kindererziehung und einen Ordnungssinn, der selbst Hofbeamte in Ehrfurcht versetzte. Mit sicherem Blick für Zahlen, Vorräte und Verträge führte sie die kurfürstlichen Güter wie einen Wirtschaftsbetrieb. Zugleich förderte sie Handwerk und Handel, gründete Spinn- und Webereien, ließ Stoffe, Glas und Arzneien fertigen und gilt als Wegbereiterin sächsischer Gewerbekultur. Eine Landesmutter – praktisch, sparsam, weitsichtig. Und so war auch das Schenken bei ihr ein Akt der Verantwortung: nützlich und erzieherisch. In ihrem erhaltenen Dankbrief, der in den Kopialbüchern der kurfürstlichen Kanzlei überliefert ist, lobt sie Rausch, „dass alles nach unserm gutten gefallen zugerichtet wesen“.<br />

Diese Anekdote lässt erahnen, wie sehr Anna das Leben im Kleinen als Spiegel der großen Ordnung verstand. Während in den Torgauer Schlossgemächern der Schnee vom Dach tropfte und die Diener die Kamine schürten, bereitete sie nicht bloß ein Fest vor, sondern eine Lektion: dass Wohlstand Verpflichtung ist.</p>
<p>Wer heute durch Freiberg spaziert, dem begegnet Anna als Skulptur auf dem Silberweg. Ihre Figur erinnert daran, dass Schenken mehr bedeutet als Kaufen: Es ist ein Ausdruck von Haltung, Zuwendung und Weitblick. Was wir heute aus dieser Tradition des Schenkens lernen können? Wir denken darüber nach, was wir unseren Liebsten wünschen. Und wählen ein Geschenk, welches diesem Wunsch Leben einhaucht.<br />
Manchmal ist das Schönste, was man schenken kann, eine Geschichte.</p>
<p>Das Buch zum Skulpturenpfad: „Der Freiberger Silberweg - Freiberger Geschichte in 11 Skulpturen“ ist in den Freiberger Buchhandlungen erhältlich.<br />

Stromersches Puppenhaus aus dem 16. Jahrhundert, Bild: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Buch zum Silberweg im Freiberger Taschenbuchladen erhältlich

Das Buch kostet 15 Euro.

Der Taschenbuchladen versendet an alle, die nicht persönlich in den Laden kommen können.

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Alle Bilder: Elke Hussel